5 Fragen an Prof. Dr. Carsten Eggers, Chefarzt der Klinik für Neurologie am Knappschaftskrankenhaus in Bottrop
Mit Foslevodopa/Foscarbidopa (PRODUODOPA®) steht eine leitliniengerechte subkutane 24-Stunden-Infusionstherapie für die fortgeschrittene Parkinson- Krankheit zur Verfügung.1,2 Im Interview teilt Prof. Dr. Carsten Eggers seine Erfahrungen mit der Therapie, die in den Zulassungsstudien eine kontinuierliche Symptomkontrolle mit signifikanter Verlängerung der ON-Zeiten und Reduktion der OFF-Zeiten sowie der Morgenakinese gezeigt hat.3–5
(1) Herr Prof. Dr. Eggers, welche Erfahrungen haben Sie mit Foslevodopa/Foscarbidopa gemacht?
Eggers: Wir durchbrechen mit der neuen subkutanen Infusionstherapie den Kreislauf aus ON- und OFF-Phasen bei der fortgeschrittenen Parkinson-Krankheit und können so Wirkfluktuationen effektiv reduzieren.
Lassen Sie mich dies an einem Beispiel verdeutlichen. Einer unserer Patienten mit Ende 60 leidet seit zehn Jahren an der Parkinson-Krankheit. Er hat unter der Kombinationstherapie mit L-Dopa und oralen Dopaminagonisten eine schwere Suchtproblematik und ein L-Dopa-Dysregulationssyndrom entwickelt. Infolgedessen steigerte er seine Medikation unabgestimmt auf eine L-Dopa-Äquivalenzdosis von 2000 mg. Darunter entwickelte er allerdings einen Eifersuchtswahn und wurde gewalttätig, wodurch sein familiäres Gefüge auseinanderbrach. Wir haben den Patienten stationär aufgenommen, die dopaminerge Medikation schrittweise reduziert und mit Foslevodopa/Foscarbidopa begonnen, welches wir langsam aufdosiert haben. Da er in den OFF-Phasen schlecht beweglich war, drängte er auf höhere Dosierungen. Hier war unser Vorteil, dass die subkutane Therapie nur in den vom Arzt voreingestellten Dosierungen möglich ist. Schließlich haben wir eine moderate Dosis gefunden, die ihn adäquat beweglich hält und die Wirkfluktuationen deutlich verbessert. Insgesamt ist der Patient heute sehr zufrieden mit der Therapie, und auch sein soziales Umfeld profitiert davon.
(2) Wann ist der richtige Zeitpunkt für den Therapiestart?
Eggers: Ich halte Foslevodopa/Foscarbidopa in vielen Altersphasen und Krankheitsstadien für geeignet, wenn mit oraler Therapie Wirkfluktuationen nicht mehr gut beherrschbar sind. Ein wichtiger Indikator für einen Wechsel ist, wenn die Unzufriedenheit mit der aktuellen Therapie steigt. Bei all unseren Therapiebestrebungen steht die Stärkung der Lebensqualität und der Unabhängigkeit der Patientinnen im Mittelpunkt.
(3) Sollte bei steigenden Levodopa-Dosen und -Einnahmehäufigkeiten der Wechsel auf eine nicht orale Folgetherapie erwogen werden?
Eggers: Ja, zur Orientierung haben wir in der aktuellen S2k-Leitlinie nun die 5-2-1-Regel verankert.2 Ein Beispiel: Wir behandeln einen Patienten von Mitte 60, bei dem vor acht Jahren die Parkinson-Krankheit diagnostiziert wurde und der nach wie vor als Landwirt arbeitet. Trotz der Einnahme von fünfmal oralem Levodopa pro Tag zeigte er eine Symptomatik mit starken Freezing-Episoden, die gut auf zusätzliche Einnahmen von L-Dopa reagierte. Eine tiefe Hirnstimulation lehnte er ab, da er asiatischen Kampfsport betreibt und wegen möglicher Schläge auf den Kopf besorgt war. Für ihn ist die subkutane Therapie mit Foslevodopa/Foscarbidopa eine sehr gute Option: Er nimmt die Pumpe vor dem Sport ab und setzt die Infusion nach dem Sport fort. So ist er flexibel und hat damit wirklich sehr viel Lebensqualität gewonnen.
(4) Wie wichtig ist konsequentes Hautmanagement?
Eggers: Tatsächlich sehen wir zu Beginn der Therapie häufiger akute Hautentzündungen. Wichtig ist daher eine gute Hautpflegeschulung der Patientinnen mit kleinschrittigen Erklärungen und engmaschiger Betreuung. Wir empfehlen, bei Bedarf die Infusionsstelle alle zwei statt drei Tage zu wechseln, bei kleinsten Anzeichen von Hautreaktionen sogar täglich. Generell haben wir Neurologinnen noch eine Lernkurve beim Thema Haut vor uns, und es kann hilfreich sein, dermatologische Expertise hinzuzuziehen.
(5) Wo sehen Sie die Vorteile der erstattungsfähigen Therapie mit Foslevodopa/Foscarbidopa?
Eggers: Dass Foslevodopa/Foscarbidopa kontinuierlich über 24 Stunden gegeben wird, sehe ich als großen Vorteil an. Dadurch können wir die Betroffenen in einem gleichmäßigen ON halten und erhebliche Verbesserungen der Lebensqualität erreichen. Auch der Start in den Tag gelingt deutlich besser. Zudem können wir einen Großteil der oralen Medikation absetzen.
Herr Prof. Dr. Eggers, wir bedanken uns für das Gespräch.
Literatur
- Fachinformation PRODUODOPA®, aktueller Stand.
- Höglinger G et al., Parkinson-Krankheit, S2k-Leitlinie, 2023, Deutsche Gesellschaft für Neurologie (Hrsg.), Leitlinien für Diagnostik und Therapie in der Neurologie. Online: www.dgn.org/leitlinien (abgerufen am 20.08.2024).
- Rosebraugh M et al. Parkinsonism Relat Disord 2022;97:68–72. 4. Soileau MJ et al. Lancet Neurol 2022;21(12):1099–1109.
- Aldred J et al. Neurol Ther 2023;12(6):1937–1958.
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