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Parkinson-Tischtennis

Harry Wißler ist ein Kämpfer. Der Ilbenstädter ist leidenschaftlicher Tischtennis-Spieler. Daran ändert der Parkinson nichts – im Gegenteil. Sein nächstes Projekt wirft schon seine Schatten voraus.

Harry Wissler aus Ilbenstadt organisiert die erste deutsche Parkinson-Meisterschaft im Tischtennis mit. Das Rückschlagspiel hilft, den Verlauf der Krankheit hinauszuzögern. FOTO: NICI MERZ

Die Diagnose kam im Januar 2012 aus dem Nichts. „Ich habe gemerkt, dass etwas nicht stimmt“, sagte Wißler im November des vergangenen Jahres, als er dieser Zeitung seine Geschichte erzählt. Viel wichtiger war und ist dem 52-Jährigen aber die Botschaft, dass Tischtennis hilft, den Verlauf von Parkinson einzudämmen. „Die Reflex-Bewegungen werden über das Rückenmark gesteuert. Beim Tischtennis kann man wunderbar trainieren, dass die bewussten Bewegungen, die durch Parkinson gestört werden, ins Reflexzentrum rutschen. Das verbessert die Motorik. Studien haben belegt, dass es den Verlauf der Krankheit hinauszögert“, erklärt Wißler. Zudem sei es wichtig, Menschen mit Parkinson aus ihrer Isolation herauszuholen.

Ausgehend von seiner WM-Teilnahme in New York/USA im Oktober 2019 – Wißler gewann Bronze im Einzel – unterstützt er das Projekt „pingpingparkinson“, das in Deutschland in den vergangenen drei Monaten einen rasanten Schub erhielt. Der Ilbenstädter will in Hessen flächendeckend Trainingsgruppen aufbauen, dabei ist das spielerische Niveau egal: „Ich will die Betroffenen animieren, sich zu bewegen. In Ober-Erlenbach am hessischen Stützpunkt sind wir mittlerweile schon zwölf Spieler, in Mittelhessen sind wir in guten Gesprächen“, sagt er.

Einen weiteren Schub erhofft sich Wißler, der für den TTC Ilbenstadt III aktiv ist, von den deutschen Meisterschaften am 18. und 19. April in Nordhorn. Als Mit-Organisator der international offenen Wettkämpfe stellt er klar: „Es geht hierbei um das Zusammenkommen, nicht um Titel und Medaillen. Eine Meisterschaft klingt für Menschen, die kaum Erfahrung im Tischtennis haben, vielleicht abschreckend. Aber das Gegenteil soll der Fall sein. Jeder ist willkommen“, sagt Wißler. Der Turniermodus ist so gewählt, dass jeder Teilnehmer mindestens vier Spiele absolviert. SportdeutschlandTV, der hauseigene Sender des Deutschen Olympischen Sportbundes, wird im Livestream übertragen.

Für die Organisation ist Wißler derzeit viel unterwegs. Er kümmert sich um die Sponsorenakquise, ist mit Verbänden und Vereinen im Gespräch und hat Flyer drucken lassen – und über allem steht, Menschen mit Parkinson zum Tischtennis zu bewegen. Auch der Hessischen Behinderten- und Rehabilitationssportverband hat mittlerweile Kontakt mit ihm aufgenommen, nachdem man sich bei der Frage nach Unterstützung bei der WM-Teilnahme noch wenig kooperativ gezeigt hatte. „Schritt für Schritt geht es vorwärts“, sagt Wißler, am Ziel sieht er sich jedoch noch lange nicht.

Parallel zu aller Organisationsarbeit hat der studierte Elektrotechniker und Informatiker zudem ein Trainingsgerät entwickelt. In eine Aktivitätswand, bei der aufleuchtende Punkte abgeschlagen werden müssen, hat er eine Messstation integriert, mit deren Hilfe die Reaktionszeiten ausgewertet werden können. Das Ziel ist es, jedem Stützpunkt eines dieser Geräte zur Verfügung zu stellen. Da man hier auch auf die Hilfe von Sponsoren angewiesen ist, steht die Umwandlung von „pingpongparkinson“ in einen eingetragenen Verein bevor. Auch hier will der Ilbenstädter eine führende Rolle einnehmen.

,,Es geht um das Zusammenkommen, nicht um Medaillen

Quelle: https://www.wetterauer-zeitung.de/sport/lokalsport/parkinson-dm-jedermann-13443159.html

Siehe auch: https://pdinfo.de/mit-tischtennis-gegen-parkinson