Tanzen, Tai-Chi, Sprach- oder Musiktherapie beeinflussen den Verlauf einer Parkinson-Erkrankung positiv. Diese aktivierenden Therapien trainieren Funktionen wie Gleichgewicht, Gehen, Sprechen, Schlucken und Kognition, die durch die Erkrankung häufig beeinträchtigt sind.
„Übungsbehandlungen haben hohen Stellenwert für den Erhalt der Lebensqualität bei unseren Patienten – und gehören neben der individuellen Einstellung der Medikation zum Standard der Parkinson-Behandlung“, sagt Prof. Dr. Georg Ebersbach, Chefarzt des Neurologischen Fachkrankenhauses für Bewegungsstörungen/Parkinson in Beelitz. „Es wird immer deutlicher, dass Parkinson-Patienten bereits früh im Krankheitsverlauf von aktivierenden Therapien profitieren. Wir haben auch Anhaltspunkte dafür, dass körperliches Training die kognitive Leistungsfähigkeit verbessert.“ Morbus Parkinson ist nach der Alzheimer-Demenz die zweithäufigste neurodegenerative Erkrankung. In Deutschland leben nach Angaben der Deutschen Parkinson Gesellschaft etwa 250.000 bis 280.000 Parkinson-Patienten.
Zittrig, langsam, mit gebeugter Haltung und kurzen Schritte gehend – so beschrieb 1817, also vor genau 200 Jahren, der englische Arzt James Parkinson den Zustand der Menschen, die an der später nach ihm benannten Krankheit leiden. Obwohl es wirksame und neue Medikamente gegen viele Symptome der Parkinson-Krankheit gibt, führt das chronische Nervenleiden bei zahlreichen Betroffenen langfristig zu gravierenden Behinderungen.
Aktuelle Studien zeigen nun, dass gezieltes Bewegungstraining den Patienten deutlich hilft. „Durch Übungen, die entweder die allgemeine körperliche Fitness stärken oder auf spezielle Symptome wie Sprechstörungen, Probleme mit der Feinmotorik oder Stürze ausgerichtet sind, lernt das Gehirn krankheitsbedingte Defizite zu kompensieren“, erklärt der Parkinson-Experte Professor Georg Ebersbach. „Die Therapie vermittelt dem Betroffenen außerdem die Erfahrung, selbst etwas gegen die Erkrankung ausrichten zu können.“
Aktivierende Therapien sind immer individualisierte Behandlungen, die sich an den Beschwerden und Einschränkungen des einzelnen Patienten orientieren. Folgende aktivierende Therapien sind bei der Behandlung von Parkinson besonders relevant und werden in den Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) empfohlen:
Lee Silverman Voice Treatment (LSVT)
Die Betroffenen üben mit speziell ausgebildeten Therapeuten lautes Sprechen (LSVT-LOUD) oder das Ausführen von Bewegungen mit großer Amplitude (LSVT-BIG). In einem mehrwöchigen Trainingsprogramm, das 16 Stunden intensiver Einzeltherapie beinhaltet, lernen die Betroffenen, aktiv ihrer zunehmenden Bewegungsverarmung entgegenzuwirken.
Tanz- und Musiktherapie
Musik erleichtert Menschen mit Parkinson, das durch die Krankheit gestörte Rhythmusgefühl zu verbessern. Allein das Hören von lauter und rhythmischer Musik führt zu einer messbaren Verbesserung der Beweglichkeit. Viele Parkinson-Patienten kennen dies aus eigenem Erleben. Manchmal klingt im Radio anregende Musik, und man bewegt sich spontan tänzelnd durch die Küche – und das, obwohl eben noch die Füße wie mit Blei beschwert am Boden klebten. Diese Effekte nutzt man für therapeutische Anwendungen wie Tanztherapie oder musikgestütztes Gangtraining.
Tai-Chi
Tai-Chi ist eine Kampf- und Bewegungskunst die ihren Ursprung im China des 17. Jahrhunderts hat. Tai-Chi zielt auf Entschleunigung, Konzentration und Entspannung bei körperlicher Aktivität ab. Mit dieser Technik können Menschen mit Parkinson Körperwahrnehmung und Bewegungskontrolle trainieren. In einer Aufsehen erregenden Studie, veröffentlicht im renommierten Fachmagazin „New England Journal of Medicine“, wurde gezeigt, dass Tai-Chi im Vergleich zu konventioneller Bewegungstherapie eine stärkere Verbesserung der Mobilität bewirkt und hilft, Stürze zu vermeiden.
Parkinson-Behandlung in kompetenten Händen
In der Parkinson-Fachklinik in Beelitz-Heilstätten werden mit Unterstützung der Deutschen Parkinson Vereinigung e.V., der Deutschen Parkinson Hilfe e.V. und der Gesundheitskasse AOK-Nordost künstlerische Therapien, LSVT und Tai-Chi / Keep Moving angeboten, gelehrt und in wissenschaftlichen Studien untersucht. Für Betroffene und Therapeuten wurden zahlreiche Lehrmaterialien entwickelt. Das aktuellste Produkt ist eine CD mit funktionaler Trainingsmusik: die „Beelitzer Musikgymnastik“.
Weitere Informationen zu den aktivierenden Therapien bei Parkinson:
www.parkinson-beelitz.de.
www.parkinson-aktuell.de/leben-mit-parkinson/sport-und-bewegung-bei-parkinson
Quelle: Parkinson-Krankheit: Bewegung ist die reinste Medizin – aktivierende Therapien zeigen Wirkung